Weichenumbau


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Die Weichen vom Kelterplatz

Für den weiteren Ausbau der Härtsfeldbahn benötigen wir noch passende Meterspurweichen. Einige Weichen haben wir schon in der Vergangenheit von der Stuttgarter Straßenbahn bekommen, aber inzwischen gibt es auf dem Stuttgarter Netz keine reinen Meterspurweichen mehr, die sich für unsere Zwecke umbauen lassen. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen der Straßenbahnlinie 15 auf Regelspur sind am Kelterplatz im Stuttgarter Stadteil Zuffenhausen zwei zum Teil dreischienige Weichen ausgebaut worden, die für uns brauchbar sind, auch wenn sie einen ziemlichen Umbauaufwand erfordern werden.

Die Geschichte dieser Weichen und den Umbau zu Eisenbahnweichen möchte ich hier dokumentieren.

Die Weichen am 23. Juli 2006 (Größe ca. 67 kb) Am 23. Juli 2006 dokumentierten wir den Zustand der Weichen. Ob sie für uns brauchbar sind und ob wir sie bekommen können, war damals noch nicht sicher.
Die im Bild linke Weiche, im folgenden als Weiche 1 bezeichnet, wird relativ einfach umzubauen sein, der Umbau wird sich im wesentlichen auf das Entfernen der Regelspurschiene und die üblichen Korrekturarbeiten an den Radlenker- und Herzstückrillen beschränken, evtl. muß noch die Spurweite korrigiert werden.
Die Weiche im Bild rechts wird im folgenden logischerweise als Weiche 2 bezeichnet.
Am 12.April 2008 waren die Umbauarbeiten in vollem Gange. Leider wurden die Schwellen der Weiche 1 als provisorische Unterlage für den Einbau der Rillenschienen benötigt, deshalb liegen die Weichenteile hier ohne Schwellen auf einem Haufen. Die Weiche 2 liegt noch an ihrem Platz. Ausbau der 1. Weiche am 12.04.2008 (Größe ca. 58 kb)
Die zweite Weiche liegt noch am 13.04.2008 (Größe ca. 40 kb) Am nächsten Tag machte ich dieses Bild von Weiche 2, die erst später demontiert wurde. Welche Überraschung diese Weiche uns noch bieten wird, läßt sich an dem Bild schon erkennen, dazu später mehr...
Die Einzelteile der Weiche 1 liegen inzwischen mit anderen ausgebauten Schienen und Kreuzungsteilen auf einem Haufen außerhalb des eigentlichen Baustellenbereichs. Die zerlegte erste Weiche (Größe ca. 50 kb)
Die zweite Weiche in zwei teilen am 20.04.2008 (Größe ca. 40 kb) Am 20. April 2008 war auch die Weiche 2 in zwei Großteile zerlegt und ausgebaut. Hier sieht man nun am Herzstückteil die auf uns zu kommende Arbeit. Die rechte Backenschiene ging ja schon in den Straßenbereich über und war deshalb als Rillenschiene auf einer Betonplatte gelagert. Die Schwellen sind entsprechend kürzer und die Spurweite wird über Abstandshalter hergestellt.
Hier nochmals die Weiche 2, am 15. Mai 2008 auf dem Bahnhofsgelände in Neresheim. Die Rillenschiene wurde gar nicht erst angeliefert. Hier werden wir den gesamten Schwellensatz auswechseln müssen und eine neue Backenschiene samt Radlenker einbauen.
Das zweite Herzstück muß zusammen mit der abzweigenden Regelspurschiene entfernt und durch eine normale Schiene ersetzt werden.
Im Zungenbereich muss die regelspurige Schiene mit der Kreuzung der geraden Backenschiene des Meterspurteils entfernt und eine neue Backenschiene eingebaut werden. Der Ausbau der gegenüber liegenden Radlenker wird dagegen recht einfach sein.
Weichen in Neresheim am 17.05.2008 (Größe ca. 34 kb)
Ein Weichenpuzzle (Größe ca. 69 kb) Die Einzelteile der Weiche 1 liegen als Puzzle vor, und müssen komplett auf einen neuen Schwellensatz aufgeplattet werden.

September 2013

Ende 2011 erreichte uns die Nachricht, daß das Weichenwerk in Wasseralfingen zum Jahresende geschlossen wird, und man bot uns an, kurzfristig noch die Weiche 1 für unsere Verhältnisse anzupassen. Die Weiche ist keine normale Rechtsweiche, sondern eine asymmetrische Y-Weiche, sprich, der eigentlich gerade Strang beschreibt einen ganz leichten Linksbogen. Um die Weiche im Weichenwerk biegen zu können, mußten wir sämtliche Befestigungselemente von den Zungen, Backenschienen und dem Herzstück entfernen. Nach der Rücklieferung ging sie erst mal wieder auf Lager, da der Gleisbau im Vordergrund stand.

Erst im September 2013 holten wir sie wieder heraus und beginnen jetzt damit, die Befestigungselemente wieder zu montieren und die Weiche für die endgültige Montage vorzubereiten.

Ein Weichenpuzzle (Größe ca. 61 kb) Nach dem Auslegen der zusammengehörenden Teile auf dem Platz wurden zuerst die inzwischen angerosteten Gleitflächen der Zungen gereinigt und eingefettet, ebenso die speziellen Rippenplatten, die in Aussparungen der Backenschienen und Zungen eingreifen. Hier sind sie bereits montiert.
Viel Arbeit werden uns die Radlenker und ihre Befestigungen machen, letztere sind sehr stark korrodiert, da die Weiche direkt neben der Strasse lag und so im Winter ständig gesalzen wurde.

Den Aufbau der Weiche werde ich hier nach Fortschritt dokumentieren.

Februar 2014

Immer wieder, wenn mal etwas Zeit war, wurde an der Weiche weiter gearbeitet, überwiegend im Bereich der Radlenker..

(Größe ca. 58 kb) Um die Radlenker vermessen zu können, bei Straßenbahnweichen ist die Rille ja wesentlich enger als bei der Eisenbahn, mußten erst mal die Schrauben gelöst, die untergelegten Bleche entfernt und die aufgearbeiteten Schrauben wieder festgezogen werden.
Die Bleche dienen dazu, das Rillenmaß bei Verschleiß zu korrigieren.
Als der Radlenker ohne die Bleche verschraubt war, konnten wir die Rillenweite messen und auf dem Radlenker markieren.
32 i bedeutet das IST-Maß, 33 s das SOLL-Maß.
Das bedeutet, wir müssen hier nur einen Millimeter abschleifen.
(Größe ca. 75 kb)
(Größe ca. 56 kb) Den Grat müssen wir natürlich ebenfalls weg schleifen, hier sieht man gut, wie hoch die Abnutzung des Radlenkers im Betrieb war. Zum Glück für uns, sonst müssten wir hier ca. 8 mm abschleifen.
Einige wenige Bauteile haben beim Ausbau etwas gelitten, hier hat wohl ein Bagger die Schiene 'ausgebaut' als noch zwei Schrauben drin waren.
Vor dem Zusammenbau mußten diese Teile natürlich erst gerichtet werden.
(Größe ca. 71 kb)
(Größe ca. 51 kb) Nach dem Ausbau des Radlenkers, um die Stützböcke richten zu können, kamen dann die vom Streusalz angegriffenen Hakenschrauben zum Vorschein. Hier ging mit dem Schraubenschlüssel gar nichts mehr, die Schrauben mussten mitsamt den Muttern mit der Flex geschlitzt werden und konnten dann abgemeisselt werden.

Inzwischen sind die Stützböcke alle gereinigt und wieder montiert, jetzt können wir uns bei Gelegenheit die Radlenker selbst vornehmen.

August 2014

Im Zuge des Aufräumens für die Bahnhofshocketse wurden die Radlenker zur Bearbeitung auf einen Transportwagen gelegt, wo sie in einer angenehmen Arbeitshöhe liegen. Bis zu 4 mm der Stärke müssen weg.

(Größe ca. 75 kb) Um 4mm vom Radlenker mit der Schruppscheibe weg zu bekommen, müsste man sehr lange Arbeiten. Wir haben nach dem Anreissen des Sollmaßes mit einem kleinen Trennschleifer ein Führungsschnitt ca. 5mm tief geschnitten, dann gings mit der großen Scheibe weiter.
Der Nagel dient als Keil um den Schnitt offen zu halten, die dünnen Trennscheiben sind sehr empfindlich, wenn sie eingeklemmt werden.
Hier ist die dünne Scheibe, die vom Radlenker abgeschnitten wird, gut zu erkennen. (Größe ca. 49 kb)
(Größe ca. 64 kb) Der Schnitt nähert sich seinem Ende.
Einen guten Meter lang ist der Schnitt am Radlenker des geraden Strangs. (Größe ca. 75 kb)
(Größe ca. 80 kb) und fertig, noch ist der Schnitt grob und der Übergang am Ende noch eine Stufe.
Links der Nagel, der den Spalt offen gehalten hat und an dem sich Schleifstaub festgesetzt hat.
Der Übergang zu den bereits maßhaltigen Stellen wurde mit der Schruppscheibe egalisiert und die gesamte bearbeitete Fläche entgratet und fein geschliffen.
Eine möglicht glatte Fläche ist die Voraussetzung, daß der Radlenker nicht die Radreifen abnützt.
(Größe ca. 58 kb)
(Größe ca. 95 kb) Der fertig bearbeitete Radlenker auf dem Transportwagen.
Dahinter der zweite Radlenker...
... der als nächstes bearbeitet wurde.
Hier ist schon der Führungsschnitt angebracht, gut zu sehen, daß dieser Radlenker im Bogen liegt.
(Größe ca. 70 kb)
(Größe ca. 71 kb) Der Anfang ist gemacht, insgesamt beträgt die Schnittlänge bei diesem Radlenker über drei Meter.
3 Stunden und 4 Trennscheiben später ist auch der zweite Radlenker fertig.
Nun kann die Weiche so langsam wieder zusammengebaut werden, vorher müssen aber noch einige Kleinteile instand gesetzt werden.
(Größe ca. 73 kb)

Oktober 2014

(Größe ca. 66 kb) Bevor das Baujoch wieder aufgebaut wird, haben wir zwischen Gleis 3 und dem Platz des Baujochs einen Montageplatz für die Weiche hergerichtet und die durchgehenden Schwellen für den Herzstückbereich ausgelegt.
Darauf wurden dann das Herzstück und die Radlenkerteile der Backenschienen aufgelegt und positioniert.
Im Anschluß wurden die Zungen- und Backenschienen in ihre Position gebracht, um die Weichengeometrie nach dem Weichenplan zu prüfen (z.B. der Abstand Zugenspitze zu Herzstückspitze).
Hier müssen die Schwellen noch unter die Schienen geschoben werden.
Wenn alle Teile an ihrem Platz sind, brauchen wir einen Weichenfachmann, der die Weiche endgültig ausrichtet und fixiert.
(Größe ca. 87 kb)

November 2014

(Größe ca. 78 kb) Um die Schwellen unter die Weiche zu bekommen, legten wir die Schienen mittels Packhölzern etwas höher, rückten die Gabelzinken am Radlader auf 60cm (dem Schwellenabstand) zusammen und schoben so immer 2 Schwellen unter die Schienen. Bis auf die Stellschwellen liegen inzwischen alle Schwellen an ihrem Platz, sie müssen nur noch genau ausgerichtet werden.

Dezember 2014

Am 13. Dezember war ein Weichenfachmann da, mit dem wir den Aufbau der Weiche durchführen werden. Dank unserer Vorarbeiten liegt die Weiche schon sehr gut, so daß in Kürze mit dem Zusammenbau begonnen werden kann, wenn es die Witterung erlaubt.
Da die Weiche schon länger im Einsatz war und einige Abnutzungsspuren zeigt, (Grate, Einlaufspuren etc.) haben wir auch besprochen, welche vorbereitenden Arbeiten wir noch vor dem Zusammenbau selbst durchführen können. Der größte Teil der Arbeit besteht aus dem reprofilieren der Schienen, womit wir unverzüglich begonnen haben. Für diesen Zweck kommt unsere Schleifmaschine zum Einsatz.

(Größe ca. 97 kb) Die Weiche mit der Schleifmaschine in der Übersicht.
Alle Schwellen liegen jetzt da, wo sie hin gehören, die Gleitstühle sind montiert.
Mit der Schleifmaschine werden nun Grate entfernt, die beim Aufbau der Weiche zu Meßfehlern führen würden bzw. später die Spurkränze unsere Fahrzeuge beschädigen könnten.
Die zwei langen Schwellen im Vordergund werden später die Stelleinrichtung aufnehmen.
An der Zungenschiene sieht man deutlich, wie die Spurkränze der Strassenbahn den Kopf seitlich verschlissen haben. Da unsere Spurkränze höher sind als die der Straßenbahn, würde der untere, nicht verschlissene Teil der Schiene mit seiner scharfen Kante unsere Spurkränze regelrecht abfräsen.
Auch an der Flügelschiene sieht man deutliche Einlaufspuren, die zum Teil beigeschliffen, zum Teil aber auch aufgeschweisst werden müssen. Letzteres dürfen wir nicht selbst machen, dafür braucht es einen ausgebildeten Schienenschweisser.
(Größe ca. 64 kb)
(Größe ca. 61 kb) Die andere Zungenschiene ist hier in Arbeit, der Grat ist schon fast weg.
Die Schleifvorrichtung im Detail. Um auch mit der bereits abgenutzten Scheibe schleifen zu können, lässt sich die Scheibe entsprechend in Neigung und Höhe verstellen. (Größe ca. 61 kb)

März 2015

Die Wintermonate mit Schnee und Eis bremsten die Aktivitäten an der Weiche etwas, aber immer wenn es die Witterung erlaubte, wurde an der Weiche weiter gemacht.

(Größe ca. 120 kb)
© 2015 Matthias Esslinger
Anfang März waren die Vegetationsarbeiten abgeschlossen und es war wieder mehr Zeit, um an der Weiche zu Arbeiten.
Nach dem groben Vorschleifen der Weiche war die Schleifscheibe so abgenutzt, daß sie nicht mehr die notwendige Tiefe erreichte
Da die andere Seite noch gut war, haben wir sie kurzerhand umgedreht, um den Rest zu schleifen.
Links unten sind die provisorisch montierten Laschen zu sehen, die die Weichengroßteile miteinander verbinden.
(Größe ca. 134 kb)
© 2015 Matthias Esslinger
(Größe ca. 79 kb)
© 2015 Matthias Esslinger
Das langsame, aber gleichmässige schieben der Maschine ist Voraussetzung für ein guten Schleifergebnis, geht aber in die Beine.
Noch zwei, drei Durchgänge, dann sind alle Einlaufspuren egalisiert und die Weiche kann maßgenau montiert werden. (Größe ca. 77 kb)
© 2015 Matthias Esslinger

April 2015

Im März kamen dann zwei Mann von der Gleisbaufirma und bauten die Weiche zusammen.

(Größe ca. 89 kb)
© 2015 Heinz Schürle
An der einen Zunge mußte noch etwas abgeschnitten werden, da durch das Biegen der Weiche eine kleine Längendifferenz auftrat.
Nach dem Feinrichten der Weiche wurden die Schwellen gebohrt und die Platten verschraubt. (Größe ca. 80 kb)
© 2015 Heinz Schürle
(Größe ca. 103 kb)
© 2015 Heinz Schürle
Bohren der Schraubenlöcher, die Späne werden gleich abgesaugt.
Eine Woche später war auch der Klammerspitzenverschluß eingebaut. (Größe ca. 98 kb)
(Größe ca. 80 kb) Hier muß noch die Stellstange vom Weichenbock her montiert werden.
Der Klammerspitzenverschluss in der Übersicht. (Größe ca. 89 kb)

Mai 2015

Nach dem Reinigen der Weiche vom Schleifstaub und dem Einfetten der Zungengleitplatten kann man die Weiche jetzt auch stellen, vorerst natürlich nur mit der Knippstange.

(Größe ca. 91 kb) Einmal geradeaus.
Oder auf Abzweig. (Größe ca. 97 kb)

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[ Letzte Aktualisierung 15.05.2015 Gerald Stempel ]