Härtsfeldbahn-Anzeiger

Ausgabe 2/2002

Unser Tipp: Wandern mit der Härtsfeld-Museumsbahn

Jeweils am 1. Sonntag der Monate Mai bis Oktober sowie an einigen weiteren Tagen verkehren nun wieder Züge zwischen Neresheim und der Sägmühle.

Bereits kurz nachdem das Zügle die letzten Häuser Neresheims verlassen hat, bietet sich ein schöner Blick ins Egautal. Linkerhand rücken die ersten Wacholderbüsche - der Baum des Jahres 2002 - ins Blickfeld. Nach dem Queren des Bahnübergangs verlaufen die Gleise nur wenige Meter von der Egau entfernt. Enten schwimmen aufgeregt hin und her.
Der Blick wandert über die Felder hinüber zum Naturschutzgebiet Zwing, einem kleinen Paradies mit Wacholderheide. Gerade noch lässt sich ein Blick auf von Bibern gefällte Bäume an der Egau erhaschen, dann ist der Zwischenhalt an der Steinmühle erreicht.

Das Egautal verengt sich nun deutlich. Zwischen hoch aufragenden Felsen und Egau finden Straße und Bahn gerade noch Platz. Dann geht es hinüber über die Egaubrücke und nach wenigen Augenblicken bietet sich ein ganz anderes Bild.
Weitab vom Verkehr findet sich hier eine ungeheuer artenreiche Flora und Fauna. In den grünblau schimmernden Teichen im Talgrund tummeln sich Blesshühner. Rechterhand kommen der Kräutergarten mit Lehrbienenstand des Bezirksbienenzüchtervereins und die Kalkstein-Terrassen der ehemaligen Härtsfeldwerke ins Blickfeld.
Nach einer engen Kurve, vorbei an der dahinplätschernden Egau beschleunigt der Zug und erreicht nach einigen hundert Metern den Bahnhof Sägmühle.

Ab hier bieten sich zwei Rundwanderungen an: entweder man besucht die Naturschutzgebiete Zwing und Härtsfeldwerke oder man wandert zum Härtsfeldsee.

An der Sägmühle geht es zuerst steil bergauf zum Hochstatter Hof. Hier ist der Golfclub "Härtsfeld-Ries e.V." mit einer 18-Loch-Anlage präsent. Über den Wald hinweg wird im Norden das Kloster Neresheim sichtbar. Im Osten sieht man die Burg Katzenstein. Kurz nach dem Hochstatter Hof muss man sich entscheiden.
Nach rechts geht es durch den Wald zum Naturschutzgebiet Zwing. Von dort kommt man an der Steinmühle vorbei zum Naturschutzgebiet Härtsfeldwerke und schließlich zum Ausgangspunkt Bahnhof Sägmühle.
Die Wegstrecke beträgt ca. 5,5 Kilometer. Dafür benötigt man etwa 1 1/2 Stunden, so dass man mit dem nächsten Zug wieder nach Neresheim zurückfahren kann.

Zum Härtsfeldsee geht es vom Hochstatter Hof ca. 700 Meter geradeaus und dann links dem Albvereinsweg entlang auf einem Waldsträsschen zum Erzberg. Wo der Wald endet geht es links mit Blick auf Schrezheim und Katzenstein dem Härtsfeldsee zu. Der Egau entlang erreicht man bei Iggenhausen die alte Trasse der Härtsfeldbahn, auf der es nicht mehr weit zum Bahnhof Sägmühle ist.
Diese Runde ist mit 8 Kilometern etwas länger. Man benötigt dafür ca. 2 Stunden und kann mit dem übernächsten Zug nach Neresheim zurückfahren.

Beide Touren lassen sich auch gut kombinieren, indem man zuerst zum Naturschutzgebiet Härtsfeldwerke und dann durch die Zwing in Richtung Hochstatter Hof wandert. Beim Feldkreuz am Roggenbuck, kurz vor dem Hochstatter Hof, geht es dann rechts und nach ca. 500 Metern links über den Erzberg zum See. Die Wegstrecke beträgt ca. 12 Kilometer und ist in 3 Stunden zu bewältigen.

Jürgen Ranger

Daten zur Geschichte des Esslinger Lokomotivbaues

Teil 4 - Die letzten Jahre bis zur Aufgabe des Schienenfahrzeugbaus

1955 Erster Auftrag der Staatsbahnen des Irak an eine deutsche Lokomotivfabrik: Lieferung von 20 meterspurigen ölgefeuerten Lokomotiven Klasse Z.
1956 Für spanische Schmalspurbahnen werden Dieseltriebwagen mit Unterflurmotoren entwickelt und gebaut. Die Probefahrten werden 1958 auf der Härtsfeldbahn durchgeführt. Am Albaufstieg bei Aalen mit seinen engen Radien und starken Steigungen wird die Kurvengängigkeit und Zugkraft der Triebwagen erprobt. Im ebenen und geraden bayerischen Streckenteil werden Schnellfahrten durchgeführt.
1957 Am 12. September teilt der Vorstand die Einstellung des Esslinger Dampflokomotiv-Baues mit
Am 12. Dezember liefert die ME die letzte in Esslingen für die DB gebaute Dampflokomotive 23 080 ab.
Beteiligung an dem Bau von Diesellokomotiven der Baureihe V 60 für die DB
1958 Am 1. Juli wird die Abteilung Lokomotivbau als selbstständige Abteilung aufgelöst und in die Abteilung Wagenbau eingegliedert.
Für die Piraeus-Athen-Peloponnes-Bahn werden sieben dreiteilige Dieseltriebzüge mit Beiwagen gebaut. Mit einem dieser Triebzüge werden wie bei den für Spanien gebauten Triebwagen Probefahrten bei der Härtsfeldbahn durchgeführt.
Beginn des Baus von Straßenbahn-Triebwagen des Typs GT 4 für Stuttgart. Bis 1965 werden 350 Exemplare gebaut. Weitere Wagen dieses Typs werden nach Freiburg (Br.), Neunkirchen (Saar) und Reutlingen geliefert.
1960 Lieferung von 12 Diesellokomotiven der Baureihe V 100 für die DB.
1961 Am 11. Februar stirbt in Esslingen Dr.-Ing. Max Mayer im Alter von 81 Jahren, bekannt für seine lokomotivgeschichtlichen Studien und Bücher. Dr.-Ing. Mayer war der Konstrukteur der beiden Härtsfeldbahn-Dampflokomotiven 11 und 12.
Ein Teil des Diesellokomotivbaus - hauptsächlich die Konstruktion des Bautyps "Bern" - wird an die Firma Henschel-Werke GmbH, Kassel, verkauft.
Am 21. April wird die endgültige Aufgabe des Lokomotivbaues den Bediensteten bekanntgegeben.
1964 Lieferung von vier fünfachsigen Dampfzahnradlokomotiven für die indonesische Staatsbahn (Padangbahn, Spurweite 1067mm, System Riggenbach).
1965 Die Aktienmehrheit geht von der Gutehoffnungshütte auf die Daimler-Benz AG über.
Die Waggonlieferung endet mit einem TEE-Rheingold-Wagen der Fabrik-Nr. 25.982.
1966 Lieferung weiterer 6 Zahnradlokomotiven gleicher Bauart wie 1964 für Indonesien. Am 21. Oktober verlässt die letzte Lokomotive E 10.60 das Werk. Sie trägt die Fabrik-Nr. 5316.
1968 Die Umstrukturierung der ME in eine Verpachtungsgesellschaft ist abgeschlossen. Alle Anlagen, Grundstücke und Gebäude sind an die Daimler-Benz AG und die neu gegründete Fahrzeugwerke Esslingen GmbH vermietet.

Esslingen hat nun aufgehört, eine "Lokomotivenstadt" zu sein (Messerschmidt).

Quellen (im Archiv Braitmaier):
* Unterlagen der Maschinenfabrik Esslingen (ME)
* Max Mayer: Herstellung von Eisenbahnfahrzeugen in der Maschinenfabrik Esslingen (Doktor-Arbeit).
Quellen (Literatur):
* Stadtmuseum Esslingen (Hrsg.): Zugkraft (Ausstellungskatalog), 1997

Lokgeschichte: Dietrich Adolf Braitmaier
Werksgeschichte: Jürgen Ranger

Gleisbau aktuell

Auch nach der Eröffnung der Museumsstrecke gab es noch viel zu tun. Bei teilweise unwirtlichen Bedingungen wurde in Neresheim die uralte Weiche 4 ausgebaut und umfangreich aufgearbeitet.
Der beschrankte Bahnübergang ist nun ohne Zughalt befahrbar. Dazu wurden Kontakte und Überwachungs-signale eingebaut.
Ein Großteil der an der Strecke stehenden Signale steht nun auf stabilen Betonsockeln. Als krönender Abschluss konnte rechtzeitig zum Saisonauftakt das Bahnhofsschild Sägmühle samt Fahrplan angebracht werden.

Neues von unseren Fahrzeugen

Triebwagen T 33

Nachdem die Genehmigung zur Personenbeförderung vorlag, absolvierte T 33 am 1. Mai 2002 nach beinahe 30 Jahren seine erste Publikumsfahrt.

Triebwagenanhänger TA 101

Die Arbeiten am Rahmen konnten mit letzten Lackierarbeiten abgeschlossen werden. Den Winter über wurden die Arbeiten am Innenraum fortgesetzt.

Triebwagenanhänger TA 253 und TA 254

Seit dem 3. April 2002 sind in Neresheim wieder alle ehemaligen Beiwagen der Härtsfeldbahn versammelt. An diesem Tag trafen die Triebwagenanhänger 253 und 254 wieder in ihrer alten Heimat ein. Die Wagen wurden 1962/1963 bei der Härtsfeldbahn auf alten Fahrgestellen neu aufgebaut und verkehrten überwiegend im Schülerverkehr. Aufgrund der Bauart mit einem Übergang zwischen den Wagen wurde das Gespann auch "Ziehharmonika" genannt. Nachdem die Wagen 1973 nach Laichingen kamen, konnten sie 1976 an die Inselbahn Langeoog verkauft werden. Mitte der 90er Jahre wurden die Wagen abgestellt. Nach einer Odyssee durch Norddeutschland sind sie im Frühjahr diesen Jahres in Wilhelmshaven aufgetaucht, von wo sie nach Neresheim zurück geholt wurden.

Personenwagen HMB 5

Der Rahmen und die Drehgestelle des Wagens wurden den Winter über komplett aufgearbeitet. Auch die Bremsanlage wurde sorgfältig geprüft. Verschlissene Teile wurden ausgetauscht. Mit der Montage passender Zug- und Stoßvorrichtungen wurde begonnen.

An den betriebsfähigen Fahrzeugen wurden Fristarbeiten und kleinere Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt.


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[ Letzte Aktualisierung 14.07.2002 Gerald Stempel ]